Bilderrätsel am Sonntag (Juli 2025)
Zeit für ein neues Bilderrätsel. Wer erkennt den Standort der historischen Aufnahme? Die Auflösung folgt weiter unten mit weiteren Bildern in der Galerie.
Auflösung:
Auf dem heutigen Bild ist das Haus Sandstraße 18 mit seinem Besitzer - dem Tischlermeister Louis Schnürpel – zu sehen. Die Aufnahme entstand ca. 1910. Am Haus ist das Schild „Oberführer der Freiwilligen Feuerwehr“ angebracht. Links neben dem Hausherrn sind seine beiden Töchter Emma und Klara abgebildet. Rechts stehen sein Sohn Robert sowie der jüngste Sohn Louis mit seinem Freund.
1851 ließ der Tischlermeister Louis Schnürpel auf seinem Grundstück (damals noch Sandstraße 16) mit Unterstützung des Zimmermeister Peters ein neues Wohnhaus erbauen. Ein Jahr später wurde hier sein Sohn Louis (Ferdinand Theodor) geboren. Später wurden noch Stallungen und Werkstatt errichtet. 1876 wurde ein größeres neues Stallgebäude gebaut. Die Zimmerarbeiten führte er selbst aus. Im März 1877 verstarb Louis Schnürpel sen. 53jährig. Die Witwe Charlotte, geb. Ehrich, die hier weiterhin wohnte, übergab das Grundstück ihrem Sohn Louis jun., der ebenfalls Tischlermeister wurde und 1879 Auguste Brunow heiratete. 1881 bekamen die Beiden ihren ersten Sohn Robert und 1882 ihre Tochter Emma. 1887 wurde die Tochter Klara geboren. 1888 wurde am Wohnhaus nach hinten eine Küche mit Speisekammer und Räucherkammer vom Zimmermeister Peters und Maurer W. Krüger angebaut. Um 1895 bekam das Grundstück in der Sandstraße die Nr. 18. Im Jahre 1898 wurde das vierte Kind geboren und Louis sowie Auguste gaben ihren jüngsten Sohn den Namen Louis. Zwei Jahre später starb Auguste 45jährig. Der Tischlermeister Louis Schnürpel war auch langjähriges Mitglied des Männerturnverein 1863 Wittenberge. Ab 1880 bis zum 1. Weltkrieg war er im Verein der Zeugwart. Nach dem Tod seiner Ehefrau wurde Louis Stadtverordneter und ab 1901 Mitglied im Gemeindesteuer-Ausschuss sowie in der Bau-Deputation. Übrigens war der Tischlermeister auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Ab 1903 war er hier der stellvertretende Kommandeur. Nach 1905 wurde er wieder bis 1911 ins Stadtverordneten-Kollegium gewählt. Die Sitzungen der Stadtverordneten waren damals immer in der Knabenschule Chausseestraße 32, da im Stadthaus Steinstraße 47 kein Sitzungssaal für mindestens 30 Verordnete und weiteren Bürgern vorhanden war. 1907 wurde Louis Schnürpel Kommandeur der Freiwilligen Feuerwehr Wittenberge und sein ältester Sohn Robert, der ebenfalls Tischler war, Turnwart im Männerturnverein 1863.
Im Jahre 1912 wurde die Entwässerungsanlage des Grundstücks Sandstraße 18 vom Schlossermeister Karl Kublanck (Zimmerstraße 17) an die städtische Schmutzwasserkanalisation angeschlossen. Louis Schnürpel war noch bis 1917 Stadtverordneter, Mitglied der Bau-Deputation und stellvertretender Vorsteher in der Armen-Deputation für den 3. Wohnbezirk (Sand-, Zoll- u. Bergstraße). 1919 verstarb sein Sohn Robert im Alter von nur 38 Jahren. Der jüngste Sohn Louis (Fritz Wilhelm) wurde ebenfalls Tischler. Ab 1922 war Louis Schnürpel sen. nur noch Privatier. 1929 starb er im Alter von 77 Jahren. Ab 1930 war die ältere Tochter Emma Hauseigentümerin und ab Ende der 1930er Jahre war für einige Zeit der Sohn Louis Grundstücksbesitzer. Ab den 1930er Jahren vermieteten die Schnürpels auch eine kleine Wohnung in ihrem Haus Sandstraße 18 an den Buchhalter Hermann Pistor. 1952 wurde die Tischlerwerkstatt zu einer größeren Wohnung umgebaut. Fräulein E. Schnürpel stimmte dem Bauvorhaben zu, da der neue Mieter den Umbau und die Kosten selbst übernahm. 1967 starb Emma Schnürpel 85jährig.1969 kam es zu weiteren baulichen Veränderungen. Durch den neuen Hausbesitzer wurden am Fachwerkhaus die Vorder- und Rückfront mit Hohlblocksteinen unterfangen sowie ein neuer Schornstein gebaut. 1981 wurde das Wohnhaus vom nächsten Besitzer weiter modernisiert und umgebaut. Diesmal wurden unter anderem zum Unterfangen Gasbetonsteine verwendet. Danach bekam das Haus noch moderne Fenster und eine helle Fassade. Heute sieht man dem Einfamilienhaus in der Sandstraße seine 175jährige Geschichte nicht mehr an.
Fotoserien
Bilderrätsel am Sonntag I Juli 2025 (FR, 04. Juli 2025)
