Deutschlandtakt im ländlichen Raum – Stadt lud zum Pendlerforum
Unter dem Titel „Deutschlandtakt – auch für Städte im ländlichen Raum?“ lud die Stadt Wittenberge am 13. November zu einem Pendlerforum mit Podiumsdiskussion in den Sitzungssaal des Rathauses. Letzterer war mit über 80 Gästen aus Wittenberge und der Region restlos besetzt. Eingeladen waren neben den Bundestagsaggeordneten Wiebke Papenbrock, Johannes Arlt und Deltlef Müller auch Hans Leister, Mitbegründer der Initiative Deutschlandtakt sowie Renado Kropp (DB Netz AG) und Robert Ohler (DB Fern AG).
Dr. Oliver Hermann machte gleich in der Eröffnung der Podiumsdiskussion den Standpunkt der Elbestadt, deren positive Entwicklung in den vergangenen Jahren vor allem auch der guten Bahnanbindung zu verdanken sei, deutlich. Ein großes Problem aus Sicht der Stadt seien die Herausforderungen, die durch die Liberalisierung des Schienenfernverkehrs entstehen, so Hermann. So wurden in der Vergangenheit wiederholt Trassen von Mitbewerbern der Deutschen Bahn übernommen, ohne die Haltepunkte im ländlichen Raum zu bedienen. Auch dass Tickets von verschiedenen Anbietern nicht übergreifend akzeptiert werden, sei für Pendler und Bahnreisende nicht zumutbar. Bürgermeister Dr. Oliver Hermann wiederholte im Podium die Forderung nach einer politischen Lösung. Insbesondere bei der Vergabe von Trassen, müssten Anbieter verpflichtet werden, auch die Haltepunkte zwischen den Metropolen zu bedienen. Der geplante Ausbau der Schieneninfrastruktur und ein künftiger Deutschlandtakt seien Schritte in die richtige Richtung, so Hermann. Aber nur, wenn davon auch ländliche Regionen profitieren.
Rückendeckung erhielt Hermann bei diesem Thema von Wiebke Papenbrock, Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Prignitz, Ostprignitz und das nördliche Havelland und Johannes Arlt, Bundestagsabgeordneter in Mecklenburg Vorpommern. Beide machten deutlich, dass die Anbindung des ländlichen Raums an den Regional- und Fernverkehr eng mit deren Entwicklung verbunden sei. Ohne diese Anbindung könnten kleinere Städte und dünner besiedelte Regionen ihr Potential zukünftig nicht ausschöpfen. Hier dürfe nicht nur die Wirtschaftlichkeit Bemessungsgrundlage sein, so Johannes Arlt und Wiebke Papenbrock.
Beim Thema Ticketing verwies Hans Leister auf gute Beispiele in Europa. So gäbe es zum Beispiel in Österreich einheitliche Tickets für alle Anbieter. Dies müsse auch hierzulande möglich sein.
Streckensperrungen 2024 und 2025
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion berichtete Renado Kropp von der DB Netz AG über geplante Bau- und Sanierungsmaßnahmen. Nicht ohne vorwegzunehmen, dass die Zuverlässigkeit im Schienenverkehr derzeit auf einem Rekordtiefstand sei. Gründe hierfür seien die überalterte Infrastruktur und das steigende Verkehrsvolumen. Aus diesem Grund planen Bahn und Bund die Entwicklung eines Hochleitungsnetzes mit der vollständigen Einführung des Deutschlandtaktes bis 2040, so Renado Kropp. Mit diesem Ziel verknüpft sind Baumaßnahmen, die im kommenden und darauffolgenden Jahr auch zu massiven Einschränkungen in Wittenberge führen. So kommt es zwischen Wittenberge und Ludwigslust vom 16. August bis 13. Dezember 2024 zur Vollsperrung. Aus Richtung Hamburg/Schwerin soll ein Ersatzverkehr sowie eine Umleitung des Fernverkehrs eingerichtet werden. Aus Richtung Berlin kommt es zur eingleisigen Betriebsführung mit nächtlichen Vollsperrungen.
2025 folgt die Vollsperrung der Strecke Hamburg-Berlin vom 6. Juni bis zum 13. Dezember 2025. Aus Richtung Hamburg/Schwerin wird ein Ersatzverkehr von Hamburg bis Wittenberge und eine Umleitung des Fernverkehrs eingerichtet. Gleiches gilt für die Strecke von Berlin bis Wittenberge.
Im Rahmen der Baumaßnahme 2025 wird als Voraussetzung zukünftiger Fahrplankonzepte zudem ein neuer Bahnsteig in Wittenberge errichtet.
Hintergrund Deutschlandtakt
Der Deutschlandtakt bezeichnet ein Konzept für einen deutschlandweit abgestimmte Taktfahrplan, mit dem ein Zielfahrplan für den Schienenpersonennah- und -Fernverkehr aufgestellt wird und auf dessen Grundlage Neubaustrecken und andere Infrastrukturmaßnahmen umgesetzt werden sollen. Der Zielfahrplan sieht einen Halbstundentakt auf den wichtigsten Verbindungen im Fernverkehr vor. Das Angebotskonzept für den Deutschlandtakt geht von einer Verdopplung der Fahrgastzahlen im Schienenpersonennah- und Fernverkehr aus.
Fotoserien
Deutschlandtakt im ländlichen Raum – Stadt lud zum Pendlerforum I Fotos: Martin Ferch (DI, 14. November 2023)