Auf den Spuren von 1945: Lennart Gütschow recherchiert Wittenberger Geschichte

Lennart Gütschow an seinem Arbeitsplatz im Museum I Foto: Martin Ferch (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Lennart Gütschow an seinem Arbeitsplatz im Museum I Foto: Martin Ferch

Was geschah unmittelbar vor und nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in Wittenberge? Wie gestaltete sich der Alltag von Bewohnern, Einheimischen und Flüchtlingen sowie den Armeeangehörigen? Welche Schäden gab es in den Städten? Wie sind die Menschen mit dem Kriegsende umgegangen ? Antworten auf diese und weitere Fragen sucht derzeit Lennart Gütschow. Innerhalb eines durch das Land Brandenburg geförderten Museumsvolontariats ist er seit August dieses Jahres den Ereignissen um 1945 in der Elbestadt auf der Spur. Sein Arbeitsplatz ist das Stadtmuseum „Alte Burg“. Mindestens zweimal die Woche ist er derzeit auch im Stadtarchiv des Rathauses zu Gast. Interessant ist alles, was Aufschluss über Vorgänge aus der Zeit des Kriegsendes gibt, so der Historiker. Dazu zählen alte Akten, Bekanntmachungen, Beschlüsse und Protokollbücher, aber auch persönliche Memoiren und Tagebücher. Noch wertvoller sind Zeitzeugen. Doch in der aktuellen Corona-Zeit gestalten sich Interviewtermine mit den sehr alten Menschen schwierig. Mit einigen konnte Lennart Gütschow dennoch bereits sprechen.

Auch Fotos geben Auskunft. Sie zeigen durch Artillerie zerstörte Teile der Stadt aber auch Eindrücke von der gemeinsamen Siegesparade der russischen und amerikanischen Streitkräfte. Laut Informationen eines Heimathistorikers, die Lennart Gütschow vorliegen, soll der russische General Ivan Kaljushny den amerikanischen Befehlshaber General Alexander Bolling eingeladen haben. Uniformen und Orden wurden bei den Feierlichkeiten getauscht. Die eigentliche kampflose Einnahme der Stadt ist eine weitere Geschichte. Der in Wittenberge eingesetzte Kommandant Major Rauterberg, verantwortlich unter anderem für die Hinrichtungen von Albert Steinert und Ewald Fredrich, ersterem wurde aufgrund seines selbstlosen Einsatzes als Parlamentär kurz vor Kriegsende ein Weg in Wittenberge gewidmet, hatte sich im Anbetracht der Ankunft der russischen Armee, abgesetzt. Der damalige Oberbürgermeister Hans-Hermann Meyer floh ebenfalls. Wittenberger Bürger, darunter auch der stellvertretende Bürgermeister Oskar Ußling, begaben sich daraufhin nach Breese, um der dortigen russischen Armee die kampflose Übergabe der Stadt anzubieten.

Aus vielen dieser Geschichten und geschichtlichen Ereignisse soll letztlich eine Ausstellung entstehen, die Betrachtern einen umfassenden Einblick gibt. Im August nächstem Jahres soll es soweit sein. Zu sehen sein wird die Ausstellung im Stadtmuseum „Alte Burg“. Begleitend zur Ausstellung plant Lennart Gütschow zudem thematische Stadtrundgänge.